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WHAT IS YOUR WHY?

WHAT IS YOUR WHY?

Die Menschen fliegen wieder – aber auf die erste Erleichterung bei den Airlines folgten Streiks und Unruhe. Was ist da los?

Hurra, wir fliegen wieder! Nach zwei Jahren Pandemie gab es im Sommer Buchungszahlen, die in den Chefetagen der Branche bei allen ungelösten Problemen wieder Zuversicht aufkommen ließen. Wie schön, wenn Familien nach der langen Zeit der Trennung wieder über Kontinente hinweg zusammenkommen! Geschäftspartner sich nicht mehr nur auf Zoom begrüßen. Menschen brauchen Menschen. Wir vermitteln uns anderen nicht nur in Worten, auch in kleinen Gesten, Pausen, Blicken, die im Netz auf der Strecke bleiben. Viele Einreisebeschränkungen sind gefallen. Die Nachfrage von 0 auf 100, die Airlines kamen kaum nach mit dem Ausmotten der Flugzeuge und den Recurrents der Crews. Und doch: Euphorie fühlt sich anders aus. Was läuft da schief?

Zum einen fällt es vielen schwer, nach der langen Pause durch die Pandemie zurückzufinden in den Modus des Daily Flying. Ist es noch wie früher, wenn ich zum Dienst einchecke – und wenn nein, was hat sich verändert? An allen Ecken und Enden wird der Sparstift angesetzt, Duties werden ausgereizt, Layovers verkürzt, man spart beim Service an Bord, die Flugbegleiter:innen sollen es mit Freundlichkeit und Kompetenz ausbügeln. Sie sind der Kontakt der Airline zum Kunden, das menschliche Kapital jeder Firma. Man geht fahrlässig damit um. Billigere Hotels werden gesucht, das Frühstück müssen die Crews oft selbst bezahlen. Die Freude bleibt irgendwann auf der Strecke. Manager sprechen vom notwendigen reconnect, aber er kann so nicht stattfinden. Die Angestellten sollen sich wieder engagieren -  es passiert das Gegenteil. Streiks sind an der Tagesordnung, Chaos auf den Flughäfen, Verspätungen, verlorene Koffer, die Menschen wollen ihr Gepäck in der Kabine verstauen und streiten sich um den Platz in den Overhead Compartments. Die Crews sind ausgelaugt. Es folgen: Verunsicherung, psychische Probleme, Fatigue, innere Emigration, Krankenstände. Am Ende: Kündigung. Ein Traum, der zum Alptraum geworden ist.

Interessant ist, dass sich das Phänomen, ausgehend von den USA und beginnend während der Pandemie, sich derzeit über alle Branchen ausdehnt. The Great Resignation heißt das im Fachjargon. Ein paar Zahlen dazu: 60% aller Unternehmer sagen, dass Fluktuation und Fachkräftemangel derzeit ihre größte (!) Herausforderung und Angst ist. 40 Prozent der Gen Z wollen ihren Arbeitsplatz in den nächsten zwei Jahren aufgeben, fast ebensoviele auch ohne einen neuen Job in Aussicht zu haben. Whow. Was ist da los? Will niemand mehr arbeiten?

Offenbar gibt es eine Änderung bei dem, was Menschen wichtig finden. Und es ist nicht mehr nur Geld – wobei 89 % der Unternehmer nach wie vor glauben, das Gehalt sei die größte Stellschraube. Fast drei Viertel der Befragten unter 30 will keine Kompromisse mehr eingehen, um einen Job zu behalten oder zu bekommen. Ihre wichtigsten Themen sind Impact und Purpose. Wir sind an einem Punkt angelangt, wo der/die Einzelne mit seinem Tun auch etwas Sinnvolles bewirken will – angesichts der Klimakrise und der wachsenden sozialen Ungleichheit auf dem Planeten ein nachvollziehbarer Wunsch. Banken koppeln die Vergabe günstiger Kredite mehr und mehr an diesen Purpose, den ein Unternehmen für sich definiert, und der sich in den SDG, den von der UNO definierten Sustainable Development Goals widerspiegelt.

Führungskräfte, die ihren Mitarbeiter:innen vermitteln können, wozu ihr Unternehmen da ist, welche Aufgabe sie in der Welt übernehmen, werden es viel leichter haben, motivierte Arbeitskräfte zu finden. Die Praxis des Hire and Fire ist ein Auslaufmodell.

Wir finden: das ist gut so. Wenn Menschen zu dem finden, was für sie Sinn macht, sind sie erfüllt von ihrem Tun. Dann freuen sie sich auf ihre Arbeit, sind weniger oft krank und nehmen sogar in Kauf, weniger bezahlt zu bekommen.

Dieser Shift ist es, den derzeit alle Betriebe, angefangen von der Gastronomie bis zur Flugbranche zu spüren bekommen. Das Problem wird sich weiter verschärfen, denn die Baby Boomer verabschieden sich in den kommenden Jahren in die Pension. Stellen müssen neu besetzt werden, und Firmen müssen überlegen, was sie ihren Mitarbeiter:innen abgesehen vom Gehalt bieten können. Der War of Talents ist eröffnet. Wichtig dabei: zu wissen, welche Talente man selbst hat. Wo der eigene Purpose liegt. Zu helfen, das herauszufinden, ist übrigens genau der Purpose von OneEightZero.